Workshop-Wochenende auf dem Campingplatz
vom 7. Juli – 10. Juli 2017 in Rhinau (Frankreich)
http://www.fermedestuileries.com/
Thema: „Cool bleiben, auch wenn es heiß wird“
Das Zelten hat in der Kreisvereinigung eine lange Tradition. Bereits in den „Nullerjahren“ fanden Zeltwochenenden statt. Damals gingen wir nach Waldhambach, blieben also in der Region. Dort gab es die Möglichkeit zu kochen und auch einen Kühlschrank. Man hatte also relativ viel „von Daheim“ - vor allem auch das Problem, wie Abwasch und Säuberung eingeteilt werden (und die Einteilung auch eingehalten wird).
Die Teilnahme war im Laufe der Zeit etwas eingeknickt, daher setzte der Verein das Zelten zeitweilig aus. Frischer Wind musste wieder hinein. Da Heidi Steinert (SeHT LU Vorstandsvorsitzende) und ihr Mann privat viel mit dem Wohnmobil in ganz Europa unterwegs sind, kamen sie schließlich auf die Idee, einen „exotischeren“ Ort für uns zu finden: Rhinau im Elsass/Frankreich gegenüber von Rust (Europapark). Ein größerer Campingplatz mit dem Namen „Ferme de Tuillerie“. Die Anreise, Lebensmittel und Getränke hatte jeder Teilnehmer selbst zu organisieren. Das galt auch für die Unterkunft, in der Regel ein Zelt. Die Campinggebühren übernahm die Kreisvereinigung
Schwimmen kann man in einem kleinen Pool oder in einem Weiher (zusammen mit Karpfen) mit Wasserrutschen. Mehrere Sportanlagen für Ballspiele und Fitnessgeräten sind vorhanden. In der halboffenen Festhalle wird jeden Freitag Musik und Tanz angeboten.
Saubere Duschkabinen und Toiletten und ein Bereich zum Geschirrspülen gehören zur Grundausstattung. Für Essen und Getränke musste jeder Teilnehmer selbst sorgen. Das bedeutet, möglichst eine Kühlbox und dem Klima angepasst mitbringen, einkaufen oder bevorraten. Die Mitführung von Grill und anderen Kochutensilien wurde vorher abgesprochen. Man kann den zeltplatzeigenen Imbiss aufsuchen, oder in der Nähe einkaufen, allerdings sind die Preise etwas höher als in Deutschland. Deshalb kann sich ein Sammeleinkauf durch einen Sprung über die nahe Grenze lohnen. All dieses konnten wir für pädagogische Zwecke nutzen. Gemeinsame Unternehmungen vs. persönlicher Freiraum und bei Bedarf Rückzug. Aktivität vs. Ausruhen, oder auch beides zugleich. Die große Herausforderung war diesmal Hitze, meine Kühlbox schaffte nur 20° unter Außentemperatur. Mit wenigen Bäumen und 2 Pavillons konnte wenigstens etwas Schatten erzeugt werden.
Kinder dürfen toben, müssen aber Rücksicht auf die Erwachsenen und anderen Camper nehmen. Das selbstständige Planen und Organisieren, aber auch das Zulassen von Hilfe, selber entscheiden, sich abgrenzen können, aber auch sich einbringen und durchsetzen können – alles Themen, die wohl einen jeden von uns betreffen, ADHS-ler aber besonders. Rhinau ist dafür ein schöner Ort zum Üben.
Heidi hat uns netterweise wieder eine Liste angefertigt mit den wichtigsten Dingen, an die jeder denken sollte. Mittels Whatsapp wurde sich auch vorher ausgetauscht, wer was für die Gemeinschaft zur Verfügung kann wie Töpfe, Wasserkocher, Grill, Herdplatten, aber auch Spiele udgl.
Beim Spülen wechselten wir uns ab. Jeder sollte drankommen, und es klappte besser als in Waldhambach. Zeitweilig war die Hitze echt beschwerlich. (Vorteil war allerdings, dass ich ohne Handtuch aus der Dusche konnte. Bis ich am Zelt war, war ich wieder trocken.) Ein Ausgleich war da natürlich das Schwimmen. Das Wasser im kleinen Pool war im ersten Moment erschreckend kalt, das war aber gerade richtig. Im See hat Heidi unterdessen einen guten Kopfsprung hingelegt. Das hat beim Publikum einen Applaus ausgelöst.
Beim mehr oder weniger gemeinsamen Essen war immer genug für alle da. Viele haben auch französische Lebensmittel vor Ort besorgt. Morgens wurden zentral direkt vom Bäcker die Baguettes für das Frühstück besorgt.
Die Hitze wechselte sich durchaus vereinzelt mit heftigen Regenschauern ab. Gleich am Anfang gab es einen wind- und donnerreichen Hagelsturm. (Mein knallrotes Mini-Wurfzelt hat sich morphologisch höchst interessant gebeugt.) Nachts haben mitunter die Bäume geraschelt, und auch die Regentropfen sind auf die Zelthaut geprasselt. Etwas beunruhigend am Anfang für mich, wird denn mein Zelt halten, dachte ich, aber mit der Zeit war das Wind- und Regengeräusch sogar entspannend. (Weniger entspannend war der Gedanke, durch den Regen zum Toilettenhaus zu müssen...).
Höhepunkt war für einige von uns das Flammkuchenessen in einer urigen Gaststätte im Ort. Unscheinbar, fast schon versteckt war sie am Ortsrand von Rhinau. Sie war abends schon recht voll, wir fanden dennoch einen Tisch für uns. Ich machte mir Sorgen ob mein Bargeld reicht, denn drinnen gab es keine Karte, und draußen hatte ich sie mir nicht genau genug angekuckt (typisch deutsch...). Einer von uns, Peter, der mehr Erfahrung mit Flammkuchenessen im Elsaß hatte meinte, das wird am Schluss eh gemeinschaftlich Pi mal Daumen abgerechnet.
Ich konnte auch Weinbergschnecken kosten. Die Knoblauchbutter war viel intensiver als ich es bisher erlebt habe. (Fraglich ist dann halt, ob sich so ein Gericht für ein Candle Light Dinner eignen würde...)
Das Flammkuchenessen ging derweil so vonstatten: Eine „Familiengroße“ wird „zentral“ auf der Tafel platziert, die Gäste bedienen sich. Wird der Flammkuchen langsam alle, kommt auch schon der Nächste, automatisch. (Das gibt es in traditionellen Gesellschaften manchmal noch: Man muss etwas auf dem Teller oder im Becher lassen, sonst bekommt man automatisch nach.) Da es allerdings vier Sorten gab (Speck-Zwiebel, Käse, Speck-Zwiebel-Käse, Bratapfel flambiert), fragte der Kellner stets nach der nächsten Wunschsorte. (Wie häufig in Elsass-Lothringen war er zweisprachig, so wie auch andere Gäste, mit denen wir ins Gespräch kamen). Insgesamt schafften wir sieben Flammkuchen (ich hoffe eine gute Quote, oder zumindest keine blamable...). Beim Bezahlen gab jeder dazu, was er konnte. Es kamen dabei alleine 10 EUR Trinkgeld für den Kellner zustande – die hatte er sich auch verdient, er war allein und dementsprechend am Rotieren – Für das Trinkgeld schenke er uns eine Flasche Wein. (Die hat sogar verschlossen bis zum Zeltplatz überlebt!)
Dann hieß es am nächsten Morgen auch schon Abfahrt. Die Zelte wurden wieder abgebaut, der Begriff „Wurf-Zelt“ gilt nur fürs Auspacken. Jeder musste sich erinnern, was er alles dabei hatte – und wie er es verstaut bekam (das altbekannte Phänomen: Bei der Heimfahrt haben sich die Habseligkeiten wie von Zauberhand verdoppelt; nur die Sockenpaare, die haben sich wie auch daheim halbiert...)
Alles in allem war dies ein schönes und ehrreiches Ereignis, das gerne so oder so ähnlich wieder stattfinden kann.
Danke an Heidi, Ingo und Helmut für die Organisation!